Magazingeschichte: Leben im Lehrlingsheim

2025/01/21

Anna Stockhammer

Die 26-jährige Viktoria wohnt im Lehrlingsheim. Immer wenn in ihrer Ausbildungszeit der Unterricht in der Berufsschule ansteht, tauscht die angehende Konditorin ihr Zuhause am Drei-Generationen-Bauernhof gegen ein Zimmer mit mehreren Betten im Heim. In Österreich gibt es um die 90 Lehrlingsheime, meist sind sie in der Nähe von Berufsschulen angesiedelt. Lehrlinge sollen so einen günstigen Wohnort und kurze Wege haben, um sich aufs Lernen konzentrieren zu können.

In den letzten zwei Jahrzehnten ist die Zahl der Lehrlinge im ganzen Land stark zurückgegangen, auch deshalb, weil es weniger Geburten gab. Jene jungen Menschen, die sich für eine Lehre entscheiden, können zeitweise in einem Lehrlingsheim täglichen Austausch mit anderen finden, die den gleichen Weg einschlagen. Wie lebt es sich dort? Ein Blick hinter die Türen eines Lehrlingsheims.

Viktoria trägt eine weiße Kochjacke, hält ihre Haube in der einen und ein ausgedrucktes Rezept in der anderen Hand. Oberstorten stehen heute am Lehrplan.

Die Ausbildung zur Konditorin ist für Viktoria schon die zweite Lehre, sie ist gelernte Einzelhandelskauffrau. Nun hat für sie das dritte Lehrjahr begonnen, deswegen ist sie auch vor Kurzem zum dritten Mal im Lehrlingsheim in Bad Gleichenberg eingezogen. Neun Wochen wird sie bleiben. Genau so lang, wie die Berufsschule in ihrem letzten Ausbildungsjahr dauert. Dann wird Viktoria wieder in ihren Lehrbetrieb – eine Konditorei – wechseln und bei ihren Großeltern und ihren Eltern am Bauernhof mit 20 Milchkühen leben, etwa 100 Kilometer vom Lehrlingsheim entfernt in Geistthal in der Weststeiermark. Im Heim weist eine Stimme über Lautsprecher auf den bevorstehenden Kinoausflug hin; wer mitwolle, solle sich bei den Heimbetreuer:innen anmelden. Gerade wenn alle Schüler:innen einziehen und sich daran gewöhnen müssen, von daheim weg zu sein, gibt es im Heim solche Angebote.

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