Krone bunt-Cover: "Online bin ich ganz anders!"
2025/09/28
Anna Stockhammer

Unsere Welt wird immer digitaler. Doch was macht das mit uns? Fünf Menschen erzählen, wie sie sich online eine Identität aufgebaut haben. Zwischen Doppelleben und Authentizität witzeln sie vor der Kamera, ziehen sich für ihre Follower aus oder kämpfen in Fantasiewelten gegen Monster.
Kurz vor 18 Uhr schweben Fabios Finger über dem Bildschirm seines Handys. Sein neuestes Video ist bereit, um in die Welt des Internets gepostet zu werden. „Um Punkt ist Peak“, sagt der 27-jährige Kärntner. Da bekommt er üblicherweise die meisten Reaktionen, Likes und Zuseher. Sekunden später ist das Video online, auf Instagram und TikTok. Doch es zeigt nicht ihn selbst. Nicht Fabio, der tagsüber im seriösen Hemd in der Bank Kunden betreut, ihnen Geld vom Sparbuch aushändigt und mit Engelsgeduld erklärt, wie Online-Banking funktioniert. Nein, das Video zeigt „Mama Renate“, eines von Fabians Alter Egos. Blonde Perücke, Stirnfransen, Kärntner Dialekt: „Am schensten is es jo noch imma daham“, ist „Mama Renate“ entzückt im Motorboot am Wörthersee. Nur um gleich darauf panisch zu schreien: „Wir werma da herausn eingehn.“ Mama Renate ist nur eine von mehreren Kunstfiguren in Fabios Welt. Er treibt Schabernack mit ihnen – Alltagssituationen werden verblödelt. Hape Kerkeling ist sein komödiantisches Vorbild. Unter dem Namen „Fabsoletti“ postet er täglich mindestens ein Video. Tausende feiern ihn dafür.
Fabio ist einer jener Menschen, die sich online eine neue Identität aufgebaut haben. Manchmal, sagt er, fühle sich das an wie ein Doppelleben. „Ein bisserl schizophren musst schon sein“, witzelt er. In der Bank habe ihm immer etwas gefehlt, der Online-Auftritt sei nun sein „künstlerisches Ventil“.
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