Afghanistan: "In Kriegen werden Frauen oft zu Löwinnen"
2022/05/12
Anna Stockhammer
Die Taliban zwingen Frauen in Afghanistan dazu, auf der Straße Burka zu tragen. ARD-Korrespondentin Natalie Amiri über verzweifelte und sich wehrende Afghaninnen.
Frau Amiri, Sie sind 100 Tage nach der Machtübernahme der Taliban alleine nach Afghanistan gereist. Das Leben der Frauen dort hat sich drastisch verändert. Nun haben die Taliban auch noch verkündet, Frauen sollen Burka in der Öffentlichkeit tragen oder “besser gleich zu Hause bleiben”. Wie ist die Lage der Afghaninnen?
NATALIE AMIRI: Es ist tragisch, mit ansehen zu müssen, wie Frauen in Afghanistan all ihre Rechte sukzessive verlieren. Die Hoffnung darauf, dass der moderatere Teil der Taliban sich durchsetzen wird, schwindet damit. Die Frauen sind die größten Leidtragenden. Sie haben alles verloren. Sie wurden in die Vormoderne zurückkatapultiert. In einen Zustand, den sie sich nicht in ihren schlimmsten Albträumen haben erträumen lassen. Mädchen dürfen nicht in weiterführende Schulen. Es gibt kein Frauenministerium mehr. Es ist ein verheerender Zustand, denn es sind nicht nur die Taliban. Es ist auch die islamisch konservative Gesellschaft, die den Frauen das selbstbestimmte Leben, das sie bis vor Kurzem noch geführt haben, verwehrt. Früher haben Afghaninnen oft gegen den Willen ihrer Familien studiert und Berufe ergriffen. Jetzt kommen die Väter, die Onkel, Cousins und Brüder und sagen: Du hast dich nicht unseren Traditionen gemäß verhalten. Du kommst jetzt schön nach Hause, gehst an den Herd und wirst nicht mehr arbeiten.
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